Sommerhitze? Kein Problem dank Probiotika!

Zur Wirksamkeit von Probiotika aus Joghurt & Co. gegen alle möglichen Erkrankungen gibt es ja längst meterweise Studienliteratur. Eine nun publizierte Studie dürfte aber eine ganz neue Erkenntnis liefern: Laktobazillen sind sogar wirksam gegen Sommerhitze-bedingte Erschöpfung. Wenn das mal keine bahnbrechende ernährungsmedizinische Entdeckung ist.

Mit Joghurt gegen Mattigkeit

Üblicherweise wird die Wirkung von Joghurtbakterien nur bei langweiligen Magen-Darm-Erkrankungen diskutiert; nur gelegentlich gibt es innovative Ansätze wie z. B. die Erprobung bei Bluthochdruck (Ergebnisse hier). Wirklich kreativ jedoch ist die Idee einer japanischen Forschergruppe: In der aktuellen Nutrients-Ausgabe berichten die Autoren um Seiya Makino aus Tokyo nun von den Ergebnissen einer randomisiert-kontrollierten Studie zur Wirksamkeit von Joghurt bei “summer heat fatigue” (Sommerhitzeerschöpfung) (Makino et al. 2018): 50 Männer aus dem Großraum Tokyo (30 – 49 Jahre, BMI 18,5 – 29,9 kg/m², Nichtraucher, Schreibtischarbeiter) wurden nach dem Zufallsprinzip in eine Joghurt- und eine Placebo-Gruppe eingeteilt. Das Sommerklima in Tokyo ist durch Temperaturen von 25 – 30 °C und hohe Luftfeuchtigkeit gekennzeichnet.

Die Probanden verzehrten über 12 Wochen im Sommer (25. Juni – 26. September) täglich jeweils 100 ml entweder vom Joghurt oder vom Placebo. Bei dem verwendeten Joghurt handelte es sich um ein mit Lactobacillus bulgaricus (OLL1073R-1) und Streptococcus thermophilus (OLS3059) fermentiertes Produkt. Als Placebo wurde mit Milchsäure angesäuerte Milch verwendet, was die gleiche Joghurtkonsistenz liefert, da auch die bakterielle Fermentation durch Milchsäurebildung zur Säuerung und Dicklegung der Milch führt. Die eingesetzten Bakterienstämme sind nichts Besonderes, sondern sie werden üblicherweise in der lebensmitteltechnologischen Joghurtherstellung verwendet.

Gemessen wurde der Effekt von Joghurt vs. Placebo auf Sommerhitzeerschöpfung alle 14 Tage über den gesamten Studienzeitraum mittels “Summer-Fatigue-Symptom”-Fragebogen und visueller Analogskala; ebenfalls festgehalten wurden die Häufigkeit von Erkältungen und die Aktivität natürlicher Killerzellen (als Immunparameter). Der Fragebogen erfasste 13 Parameter wie z. B. Schwächegefühl, Tagesmüdigkeit, Durstgefühl, Konzentrationsschwäche, Appetitverlust und Unkonzentriertheit.

Weniger erschöpft, genauso oft erkältet

Nach 12 Wochen ging es den Probanden der Joghurt-Gruppe hinsichtlich der vier Messpunkte “Erschöpfungsgefühl”, “Mattigkeit”, “Unwohlsein” und “psychischer Stress” signifikant besser als den Probanden der Placebo-Gruppe; alle übrigen Parameter einschließlich der Erkältungshäufigkeit waren ohne Unterschied.

Die Studienautoren sind nichtsdestotrotz von ihren Ergebnissen überzeugt: Da es bislang keine etablierte Therapie der “Sommerhitzeerschöpfung” gebe und die Häufigkeit entsprechender Beschwerden infolge der globalen Erwärmung zukünftig zunehmen werde, sollten weitere Forschungen zur Joghurt-Wirksamkeit nachdrücklich verfolgt werden.

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Trotz unübersehbarer methodischer Schwächen der Studie (Nur Männer! Geringe Fallzahl! Basisjoghurtkonsum nicht erfasst! Mikrobiom-Unterschiede? Dosisabhängigkeit? Überdosierungssicherheit? Berücksichtigung der Trinkmenge? Nebenwirkungen? Genetische Faktoren? Wirksamkeit im Winter?) liefern die Studienergebnisse ausreichend Hinweise für weitere Untersuchungen – z. B. in Form unterhaltsamer medizinischer Doktorarbeiten oder boulevardmedialer TV-Beiträge.

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