Fett beeinflusst Metastasierung bei Prostatakrebs

Der Trend in der Onkologie geht in jüngster Zeit zu der Empfehlung, dass Krebspatienten ihren Fettanteil in der Ernährung tendenziell erhöhen sollen. Für diese Empfehlung gibt es gute Gründe. Aktuelle, experimentelle Daten zeigen jedoch: Der Rat zu einer fettreichen Ernährung könnte nicht für alle Tumorpatienten sinnvoll sein.

Metastasierung bei Prostatakrebs durch Fett beeinflusst

Aktuell wurde eine sehr interessante Studie in Nature Genetics publiziert, die sich mit der Relevanz des Fettanteils in der Nahrung für die Metastasierung von Prostatakrebs-Zellen beschäftigt (Chen et al. 2018). Zur Einschränkung vorweg: Es handelt sich hierbei lediglich um eine Fütterungsstudie an Mäusen. Bei der Interpretation ist also Vorsicht geboten. Aber die Ergebnisse könnten dennoch auch für Menschen relevant sein.

Die Mäuse mit menschlichen Prostatakarzinomen (Prostatakrebs) wurden in zwei Gruppen eingeteilt, die sich in ihrem Futter unterschieden: Während eine Gruppe eine fettarme, pflanzenbasierte Ernährung erhielt (17 Energieprozent Fett), war es bei der Vergleichsgruppe eine Futtermischung, die sehr reich an tierischen Fetten war (60 Energieprozent). Mit dieser fettreichen Futtermischung sollte die typische westliche “Fast-Food-Ernährung” simuliert werden. (Details zu der Futterzusammensetzung: s. unten).

Das deutliche Ergebnis: Bei einigen Mäusen erhöhte das fettreiche Futter die Metastasierung der Prostatakrebszellen stark, während es bei anderen Mäusen keinen Einfluss auf die Metastasierung zeigte. Der einzige Unterschied zwischen beiden Versuchsgruppen war das Vorliegen zweier Genvarianten.

Gendefekte kommen auch beim Menschen vor

In der genetischen Untersuchung konnte festgestellt werden, dass der Effekt der fettreichen Ernährung auf die Metastasierung vom Vorliegen zweier Gendefekte abhängig war. Als relevant zeigten sich Veränderungen an den Genen PTEN und PML. Bei Mäusen ohne die beiden Gendefekte förderte die fettreiche Ernährung das Tumorwachstum und die Metastasierung, während eine fettarme Ernährung hier sogar zur Rückbildung der Tumoren führte. Bei Mäusen mit Gendefekte war die fettreiche Ernährung ohne Nachteil.

Beide Gendefekte treten auch beim Menschen in Prostatakarzinomen auf. Das heißt: Möglicherweise ist es gar nicht sinnvoll, pauschal allen Patienten mit Prostatakrebs zu einer eher fettbetonten Ernährung zu raten. Sollten sich diese Studiendaten bestätigten, sähe das optimale Prozedere ganz anders aus: Durch einen Gentest kann man feststellen, ob der entsprechende Tumor die genannten Gendefekte aufweist. Und je nach Ergebnis wäre für die eine Gruppe von Patienten eine fettreiche Ernährung sinnvoll, während die andere Gruppe gerade von einer sehr fettreduzierten Ernährung und möglicherweise auch der zusätzlichen, lipidsenkenden Therapie mit Statinen profitieren würde. Schon in der Vergangenheit konnten mit Wirkstoffen, die die körpereigene Synthese von Cholesterol und Fettsäuren hemmen, erstaunliche Antitumor-Wirkungen an Prostatakarzinom-Modellen gezeigt werden (z. B. mit Fatostatin).

Auch in der Onkologie scheint die Zukunft also in der Genotyp-basierten, personalisierten Ernährung (Nutrigenetik) zu liegen – und nicht in pauschalen, patientenunabhängigen Ratschlägen.


Nachtrag zu der Futterzusammensetzung in beiden Versuchsgruppen

Aufgrund zahlreicher Nachfragen zu den Details der verwendeten Ernährungsregime gibt es hier die Zusammensetzung mit allen Nährstoffangaben.

  • Fettreiche Futtervariante: Teklad Custom Diet TD.06414 (60 E% Fett, überwiegend aus Schweineschmalz), Details hier.
  • Fettarme Futtervariante: Formulab Diet 5008 (17 E% Fett, überwiegend aus Getreide), Details hier.

Bitte beachten: Bei den verwendeten Futtervarianten handelt es sich um experimentell verwendetes Tierfutter. Die direkte Übertragbarkeit auch die Humanernährung ist damit nicht möglich.

3 Kommentare

  1. “Der Trend in der Onkologie geht in jüngster Zeit zu der Empfehlung, dass Krebspatienten ihren Fettanteil in der Ernährung tendenziell erhöhen sollen. Für diese Empfehlung gibt es gute Gründe.”

    Welche Gründe sind das? Dass Krebspatienten nicht so schnell Gewicht verlieren, oder auch Stoffwechselgründe?

    1. Aus vielen Studien ist bekannt, dass insbesondere eine fettangereicherte orale Ernährung den Zustand von Tumorpatienten verbessern kann. Dabei muss natürlich auf die Fettqualität geachtet werden. Die Vorteile einer eher fettbetonten Ernährung ergeben sich daraus, dass oft eine verstärkte Insulinresistenz (Zuckerverwertungsstörung) vorliegt, kombiniert mit gesteigertem Fettabbau und aktiven Entzündungsprozessen. Für die Betroffenen ist es häufig schwierig, angesichts einer Krebserkrankung umzudenken, denn allzu oft ist in vielen Köpfen präsent, dass Fett per se “ungesund” ist.

  2. Besonders kommt es auch auf die Fettquelle an, derzeit läuft eine Studie, die den Einfluss von bestimmten Fetten auf die Metastasenbildung von Tumoren überprüft. Vorweg wurde schon bekannt gegeben, das besonders Palmfett die Metastasierung in gang setzen kann, andere Fette sich eher als gesundheitsförderlich erweisen.
    Ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse

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